Samstag, 26. August 2017

"Auf sie mit Gebrüll!" - Neophytheneinsatz im Oerlinger Ried

Früh am Morgen treffen sich vier alte Füchse und ein Schnupper-Eisvogel mit Kathrin am Bahnhof Winterthur-Seen. Am Hauptbahnhof kommen Patrick und Marius dazu. Wir fahren mit dem Zug bis Marthalen und mit dem Postauto weiter nach Oerlingen. An der Haltestelle wird klar, da sind auch noch erwachsene Mitglieder des NVV unterwegs zum Arbeitseinsatz im Ried, bei dem wir der eingeschleppten Kanadischen Goldrute zu Leibe rücken. Am Dorfrand bestaunen wir zwei Wildschweine; zum Glück tummeln sich die beiden kräftigen Tiere hinter einem starken Zaun. Über dem Ried hinter der Autobahn liegt an diesem Spätsommermorgen leichter Nebel  und gibt der Landschaft etwas Bezauberndes:



Im Ried angekommen holt uns "Tätschmeisterin" Regina zurück in die Wirklichkeit: Sie erklärt uns, wie die unerwünschten Kanadischen Goldruten am besten ausgezupft werden können: wenn möglich mit den Wurzeln. Wer zieht also die Pflanze mit den längsten Wurzeln aus dem Boden? Wir machen uns an die Arbeit. Das Ried riecht nach feuchter Erde und stellenweise nach Wasserminze. Viele Heugümper springen auf und Wasserfrösche retten sich in einen kleinen Tümpel. "Schau die lange Wurzel!", "Sieh mal meine!", "Ich habe die längere Wurzel!" So tönt es nun hin und wieder und Haufen von Goldruten werden ausgerissen. Manche Kinder verschwinden fast hinter den grossen Bündeln:


Beim Zupfen stossen wir auch immer wieder auf spannende Tiere, die wir uns näher anschauen möchten. "Oh, eine gelbe Spinne!"


Wir bewundern dieses leuchtende Insekt mit den roten Strichen auf den Seiten und dem grossen Körper. Später können wir in einem Buch nachschauen und finden wir heraus: Das ist eine Veränderliche Krabbenspinne, ein "Chamäleon" unter den Spinnen. 


Hin und wieder sehen wir eine hübsche, violette Blume, den Blutweiderich. Sie ist ein typischer Bewohner von Feuchtwiesen. 


Das Arbeiten wird langsam anstrengend. Zum Glück gibt es bald einen reichhaltigen Znüni mit Gemüse, Früchten, Brot, Käse und feinem Apfelmost.


Danach gehen die einen auf Insektenpirsch und die anderen machen ein Feuer. 


Wir freuen uns an den vielen verschiedenen Heugümpern, die Patrick alle in seinem dicken Buch findet und mit Namen benennt: die massige Lauchschrecke, die filigrane Langflüglige Schwertschrecke oder die surrende Roesels Beissschrecke. Zum Abschluss braten einige noch eine Wurst und die anderen Marshmellows, bis ihnen fast schlecht wird. Von diesem interessanten, abwechslungsreichen Morgen bleibt die Frage: Schaffen wir es, diese eingeschleppten Pflanzen im Ried auszurotten oder werden diese einst den Kammpf gewinnen? Auch wenn es noch viel zu tun gibt, hat es der Verein durch beharrliches Zupfen geschafft, den Bestand der Goldrute einzudämmen. Auch heute werden wieder Berge von Goldruten abtransportiert:


Und wenn neben Thalia auch noch andere Zupfer und Zupferinnen die Goldruten so ausgerissen haben, dass die langen Wurzeln mitgekommen sind, wird das Ried vielleicht wirklich eines Tages goldrutenfrei sein...