Samstag, 26. Februar 2011

Bei Wasseramsel und Eisvogel an der Töss

An diesem grauen Spätwintertag zieht es uns an die Töss bei Sennhof, wo wir die quirlige Wasseramsel und den schillerenden Eisvogel suchen gehen wollen.

Schon als wir bei der Kyburgbrücke ankommen, bietet sich uns die erste Überraschung: vier grosse weisse "Enten" mit grünen Köpfen fliegen pfeilschnell an uns vorbei. Es sind Gänsesäger, die hier an der Töss den Winter verbringen.

Unten am Fluss erzählen Gabi und Patrick etwas über das Aussehen, Verhalten, Stimme und die besonderen Fähigkeiten der Wasseramsel. Da der kleine Vogel sich wie ein menschlicher Taucher auch an die Bedingungen unter Wasser anpassen muss, vergleichen wir eine Taucherausrüstung mit dem Körper der Wasseramsel. Bald merken wir, dass die Wasseramsel dem Menschen haushoch überlegen ist:

Anstatt mühsam eine Taucherbrille mitzuschleppen, hat die Wasseramsel durchsichtige Augenklappen, mit denen die Augen vor Wasser geschützt sind und sie ihre Beute doch gut sehen kann. Einen Taucheranzug braucht sie auch nicht kaufen, da sie ein besonders dichtes Gefieder und zudem eine grosse Fettdrüse hat. Daher kann sie sich besonders gut einfetten und eine Art Imprägnierspray auftragen. So perlt das Wasser einfach von ihren Federn ab und sie muss nicht frieren. Wenn ein menschlicher Taucher tief nach unten will, muss er Bleigewichte mitnehmen, weil es ihn sonst immer wieder nach oben treiben würde. Das wäre der Wasseramsel zu kompliziert: sie hat an der Stelle von Bleigewichten besonders schwere Knochen.

Plötzlich hören wir die Wasseramsel in der Nähe und können sie gleich darauf auf einem Stein durchs Fernrohr oder den Feldstecher bewundern: besonders fällt uns der weisse Latz auf der Brust auf, der richtig leuchtet. Kugelrund sitzt der Vogel da und zeigt zwischendurch auch seine durchsichtigen "Augenklappen".

Danach beschäftigen wir uns mit der Nahrung der Wasseramsel: was sie wohl im Wasser sucht? Mit Gefässen und Becherlupen bewaffnet begeben wir uns auf die Jagd in die Töss. Wir drehen verschiedene Steine, nehmen sie aus dem Wasser und schauen, was darunter ist.


Spannend - das müssen wir uns genauer anschauen! Wir hieven verschiedene Wasserinsekten in unsere Becherlupen und schauen sie ganz genau an:


In den Becherlupen sehen wir allerlei seltsame Kreaturen. Die meisten sehen fast ein bisschen unheimlich aus, doch der Wasseramsel schmecken genau diese kleinen Unterwasserungeheuer am besten!
Ein unheimliches"Wasserskorpion" für die einen - ein Leckerbissen für die Wasseramsel.
Andere Tiere sind hingegen weniger unheimlich. Die kleinen Köcherfliegenlarven haben einen zarten und verletzlichen Körper, den sie mit einem selbstgebautem Gehäuse aus Stein schützen. Auf dem Bild unten siehst du drei solcher Röhrenhäuser:

Drei Köcherfliegenlarven und ihre Häuser - zu diesem Snack würde die Wasseramsel auch nicht nein sagen!
Die Nahrungssuche im kalten Wasser und der Wind sind nicht besonders gemütlich, und langsam frieren wir. Zeit also für etwas Bewegung!
Wie wir vorhin gehört haben, verteidigt die Wasseramsel ihren Abschnitt am Fluss gegen andere Wasseramseln - fremde Fötzel sieht sie gar nicht gern, erst recht nicht, wenn die ihr die leckeren Köcherfliegenlarven wegfuttern! In diesem Fangis teilen sich sechs Wasseramseln ein Revier, welches sie gegen die anderen sechs Wasseramseln vom anderen Revier verteidigen, wenn sich diese wagen, in ihr Gebiet einzudringen und ihre Nahrung (in unserem Fall Salzfischli :-)) zu stibitzen.
Wie ihr seht, haben es die sechs Wasseramseln im Vordergrund wieder einmal zu weit getrieben und werden nun von den anderen verfolgt. Rennt so schnell ihr könnt!

Die Nahrungsdiebe auf der Flucht vor ihren Nachbarn.
Puuh, endlich wieder warm! Nun ist es Zeit für einen richtigen Z'Nüni (dieses Mal ohne Wasserinsekten ;-)). Während wir uns unseren Proviant schmecken lassen, hören wir den schrillen Ruf des Eisvogels - leider bekommen wir ihn aber nicht zu Gesicht.

Zumindest auf Bildern können wir den Eisvogel aber nach dem Z'Nüni anschauen - und sehen, wie er zum Beispiel senkrecht ins Wasser stürtzt und sich einen Fisch holt. Wenn sich der Fisch wehrt, kann der Eisvogel auch mal brutal werden und kurzen Prozess machen: ein, zwei heftige Schläge gegen einen Ast, und fertig ist das Fischmenu!

Im letzten Spiel des heutigen Morgens gilt es, die Superwasseramsel und den Supereisvogel zu küren: wer findet die beste Nahrung? wer den besten Lebensraum? und wer ist am besten an das Leben am und im Wasser angepasst?
In der Umgebung unseres Rastplatzes sind viele kleine Zettel in verschiedenen Farben verteilt, auf denen unterschiedliche Menus, Lebensräume und Tricks für das Überleben in der Natur stehen. Die Wasseramseln und Eisvögel strömen aus und versuchen, den richtigen Zettel für sich zu finden.

Was frisst die Wasseramsel am liebsten? Welche Einrichtung braucht der Eisvogel in seinem Lebensraum? Die fleissigen Wasseramseln und Eisvögel haben sich auf die Suche nach der perfekten Nahrung und dem besten Lebensraum gemacht und präsentieren nun ihre Vorschläge.
Die Aufgabe ist schwierig: so viele Zettel, und so viele ähnliche Vorschläge! Trotzdem finden einige Wasseramseln und einige Eisvögel die richtigen Zettel und dürfen sich nun Superwasseramsel und Supereisvogel nennen. Wir gratulieren :-)!

Nach diesem Spiel machen wir uns mit unseren Velos auf den Nachhauseweg zurück nach Seen.

Wir sehen uns am 2. April wieder. Dann besuchen wir eine Greifvogel-Pflegestation. Bis dann!