Samstag, 2. April 2011

Besuch der Greifvogelstation in Berg am Irchel

An diesem sonnigen Frühlingstag reisen wir mit Zug und Postauto nach Berg am Irchel, wo die Stiftung Paneco eine Pflegestation für verletzte, geschwächte und junge Greifvögel unterhält.

An der Postautohaltestelle werden wir von Herrn Lischke und seiner Assistentin abgeholt. An einem kleinen Schloss und dem Horst eines Rotmilans vorbei komen wir zur Station, die auf dem Gelände eines alten Guthofes liegt.

Auf der Aussenseite der Station sehen wir die alten Boxen für Greifvögel, die gut nach aussen abgeschirmt sind. Herr Lischke erklärt uns, dass für die geschwächten Greifvögel absolute Ruhe sehr wichtig ist, damit sie schnell wieder gesund werden. Darum versucht man, mit dem Sichtschutz Störungen und Lärm von Bussard & Co. fernzuhalten. Die Boxen sind allerdings sehr klein und veraltet und man kann darin keine Greifvögel mehr unterbringen. Darum werden die Boxen bald durch grössere ersetzt.

Herr Lischke erklärt uns Sinn und Zweck des Sichtschutzes.
In der warmen Stube erfahren wir dann Interessantes aus dem Leben der Greifvögel und Eulen und wir lernen auch etwas über die Bestimmung der verschiedenen Arten sowie deren Lebensweise: woran erkennt man den Turmfalken? Welche Flügelform hat der Sperber, und warum? Was frisst der Baumfalke am liebsten? Wo brütet die Schleiereule?

In der Stube; auf dem Tisch verschiedene ausgestopfte Greifvögel und Eulen.
An schönen Präparaten (ausgestopften Tieren) können wir das Aussehen der verschiedenen Greifvögel und Eulen studieren.

Porträt einer Schleiereule.


Ein Habicht. Diesem Schnabel möchte ich nicht zu nahe kommen...
Weiter erfahren wir auch, wie es Greifvögel und Eulen überhaupt in die Luft schaffen und warum sie so erfolgreiche Jäger sind. Dank eines superleichten Skeletts mit praktisch hohlen Knochen und starken Flügeln  gelingt es den Vögeln, die Schwerkraft zu überwinden. Wie ein solches Skelett genau ausschaut, können wir an diesem Präparat sehen:

Dank ihrem feinen Körperbau und ihrem geringen Gewicht gelingt den Vögeln, was wir Menschen nicht schaffen: Fliegen!
Viele Greifvögel und Eulen ernähren sich zwar wie andere Vögel von Insekten und Regenwürmern, doch es darf gerne auch eine fette Maus oder ein leckerer Singvogel sein. Um diese flinken Tiere zu fangen, haben die Vögel verschiedene Strategien entwickelt, dank denen sie oft erfolgreich sind. Der Sperber etwa überrascht seine Beute meistens aus dem Hinterhalt, so dass die Meise oder der Fink richtiggehend überrumpelt wird. Der Wanderfalke setzt eher auf Geschwindigkeit und steht darum auch im Guinness-Buch der Rekorde als schnellstes Tier der Erde: bis zu 300km/h erreicht er im Sturzflug! Die Schleiereule wiederum ist zwar nicht besonders schnell, dafür aber lautlos: das Schlagen ihrer Flügel erzeugt überhaupt keinen Lärm und da sie meistens in der Nacht unterwegs ist, haben es die Mäuse schwer, sie genug früh zu bemerken.
Und natürlich haben die meisten dieser Jäger auch sehr kräftige Klauen mit scharfen Krallen, wie wir es an diesem Uhufuss sehen können:

Mit diesen kräftigen Klauen erlegt der Uhu seine Beute.
Nach all diesen Informationen zeigt uns Herr Lischke noch die Küche und den "Operationstisch" der Station, wo die Nahrung für die verletzten Greifvögel zubereitet wird und die "Insassen" medizinisch versorgt werden, wenn zum Beispiel ein Verband ausgewechselt werden muss. Hier sieht es aus wie in einem Spital - schliesslich sollen die Greifvögel möglichst schnell wieder gesund werden!
Im "Operationssaal" der Station.
 Nun sind wir nach diesem Rundgang natürlich gespannt, noch einen Gast auf der Station zu sehen. Da die meisten Pfleglinge noch nicht wirklich fit sind, dürfen wir der topmunteren Uhudame guten Tag sagen, die in Gefangenschaft gross gezogen wurde und nicht mehr ausgesetzt wird. "Topmunter" heisst bei Uhus bei Tageslicht aber nicht, dass sie ein grosse Show bieten würden, denn tagsüber ruhen Eulen bekanntermassen am liebsten. Auch wenn uns die Uhudame nur kritisch von ihrem Schlafplatz beäugt, ist der Anblick beeindruckend, denn Uhus sind die grössten Eulen der Welt und erreichen (je nach Region) ein Gewicht von bis 4 Kilogramm!

Zum Schluss dürfen wir noch bei der Uhudame vorbei schauen, die auf ihrem Lieblingsast sitzt und wohl einfach nur ihre Ruhe haben will :-).
 Mit diesen Eindrücken und viel neuem Wissen besteigen wir nach dem obligaten Gruppenfoto gegen Mittag das Postauto, das uns zurück nach Winterthur bringt.

Die Eisvögel hinter der Greifvogelstation in Berg am Irchel.